Initiative “Stolpersteine in Karben”
Politisch Verfolgte in Groß-Karben
In der Parkstraße 23 (ehemals Schulstraße 23) wohnte Clarius, Heinrich (geb 15.6.1898 in Gr.-Karben), Weißbinder, siehe auch Seite: "Stolpersteine in Karben-wo?" >hier Foto : Aus Sonderausweis für politisch, rassisch, religiös Verfolgte, ausgestellt am 26. Okt. 1945 (ITS-Archiv: 10628431#1 <1.1.6.7/CHOM-CONS/0993) Berta Clarius mit den vier Kindern (Foto: Sammlung Familie Bührlen) Im 1. Weltkrieg wird Heinrich Clarius verwundet, ein Lungenflügel musste entfernt werden. (Bild: Sammlung Familie Bührlen) >>> Am 23. Juni 1933 wird ihm (aufgrund eines Berichtes von Bürgermeister Heinrich Flach vom 15. Juni 1933) mitgeteilt: …bei „weitere Klagen über sein (die Red.: politisches) Verhalten, erscheint eine Überführung in das KZ Osthofen unausbleiblich…“. >>> Im Jahr 1935 wird er vom Bürgermeister Flach wegen Beleidigung angezeigt. Vorausgegangen war eine von Flach organisierte „Demonstration“ vor seinem Haus, weil er in einem jüdischen Geschäft eingekauft hatte. Heinrich Clarius wird zu einer Geldstrafe in Höhe von 65 Mark verurteilt. >>> Im April/Mai 1936 wird er erneut vom damaligen Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Flachwegen „marxistischer Propaganda und Verhöhnung des Führers“ angezeigt und vom 7. Mai bis 2. August 1936 in das Polizeigefängnis in Giessen gebracht. >>> Anschließend wird er von der Gestapo Giessen über Hanau und Darmstadt in das KZ Dachau verschleppt („Schutzhaft“), wo er am 5. August 1936 im Block 5 interniert wird. (Bild: ITS-Archiv: 10628431#1 <1.1.6.7/CHOM-CONS/0993>) >>> Nach der Internierung im KZ Dachau wird die Versorgungsrente (Verwundung im 1.WK) nicht mehr gezahlt. Frau Berta Clarius wird an die Wohlfahrtsunterstützung verwiesen. Informationen zum KZ Dachau >hier "Lageralltag" in Dachau (Bericht BR-online) >hier KZ Dachau, Häftlinge beim Appell am 28. Juni 1938. (Bundesarchiv, Bild 152-21-05 / CC-BY-SA) Heinrich Clarius wird nach insgesamt 2 1/2 Jahre Haft am 4. November 1938 entlassen. Entlassungsschein KZ Dachau (Hess. Staatsarchiv Darmstadt H45 GA Friedberg /Nr.45) Schreibstubenkarte KZ Dachau (ITS-Archiv: 10628431#1 <1.1.6.7/CHOM-CONS/0993>) In den folgenden 6 Monaten muss er sich er sich jedoch jeden Morgen in Groß-Karben beim Bürgermeister melden. Am 9. Dez. 1938 wird er aufgefordert an einer NSDAP-Kundgebung teilzunehmen: Text: Im Kreis Wetterau findet schlagartig am kommenden Sonntag, den 11. ds. Mts eine Versammlungsaktion statt. Unsere Kundgebung ist um 20 Uhr 30 im Saale der Hans Schemm-Schule*. Die Partei wird immer und zur gegebenen Zeit diese Ver- sammlungen durchführen und die Volksgenossen unterrichten. Dadurch wird er- reicht, dass jeder gute Deutsche eine Richtung erhält und die Volksgemein- schaft immer enger wird. Erwarte, dass Sie in Zukunft auch an diesen Versammlungen teilnehmen. Heil Hitler! Der Ortsgr.Leiter * Mit Hans Schemm-Schule war die Turnhalle in der heutigen Christinenstraße gemeint, die seinerzeit für Schulzwecke genutzt wurde. (Quelle: Hess- Staatsarchiv Darmstadt H45 GA Friedberg /Nr.45) >>> Erst nach dem Krieg erhält Heinrich Clarius (aufgrund neuer Beantragung!) wieder seine Versorgungsrente (1. Weltkrieg). (Quelle: Hess. Staatsarchiv Darmstadt H45 GA Friedberg /Nr.45) Foto: Berta und Heinrich Clarius (Sammlung Familie Bührlen) In Erinnerung an Heinrich Clarius wurde am 14.Mai 2012 ein „Stolperstein“ in Höhe des Hauses Parkstraße 23 in Groß-Karben verlegt. Mehr zur Verlegung >hier