Initiative “Stolpersteine in Karben”
Ausstellung 2008: Der Pogrom in Karben >KZ Buchenwald
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Im November 1938 wurden nach dem Pogrom etwa 30 000 männliche Juden verhaftet und etwa 10 000 in das KZ Buchenwald verschleppt. Her wurden sie in „Schlafregalen“ in fünf Notbaracken „untergebracht“, die - ohne Fußboden - direkt auf dem Lehmboden standen. Da sich die Wasserleitung noch im Bau befand herrschte absoluter Wassermangel und es gab damit kaum eine Möglichkeit, sich zu waschen. Foto: Andreas Trepte, www.photo-natur.de Auszüge aus „Das Sonderlager im Konzentrationslager Buchenwald“ (Harry Stein), erschienen in „Nach der Kristallnacht“, M. Kingreen, Campus Verlag (...) Alles in allem ein scheußliches Lager. (…) Schlimmer als Dachau (…). Schon im Juni hatte die SS in Erwartung weiterer Einlieferungsschübe Bauholz für fünf Behelfsbaracken angefordert… (…) Nach Ankunft im Bahnhof Weimar (…) trieben sie uns die Treppe hinunter, die sie, erster Ausdruck ihres Sadismus, mit Seife beschmiert hatten. Diejenigen, die hinfielen, erhielten Kolbenschläge (…). Wie Schafe, gehetzt von Wölfen, standen die Häftlinge zusammengedrängt in der Unterführung, die in ihrer ganzen Länge von ihnen angefüllt war. (…) „Hüte und Brillen herunter!“ (…) Schon fielen die ersten Schläge (…) Die Schläge fielen in schneller Folge auf ihre bloßen Köpfe und auf ihre Rücken und auf ihr Gesicht… (…) Viele von uns wurden schwer verletzt. Bei einem Jungen war der Kopf über die ganze Breite aufgerissen. Als er bewusstlos zu Boden gegangen war, wurde sein Körber auf einen Abfallhaufen geworfen. Der Junge erholte sich wieder, ich sah ihn einige Tage später. Er hatte überhaupt keine medizinische Hilfe erhalten. Das getrocknete Blut war noch immer an seiner Kleidung und an seinen Haaren… (…) Auf dem Appellplatz, wo bald Tausende abwechselnd standen und saßen, setzte sich der Terror eine Woche lang vor allem gegen diejenigen fort, die versuchten, das vermeintliche Missverständnis ihrer Inhaftierung aufzuklären, gegen die Behandlung zu protestieren und auf ihre Verdienste im 1. Weltkrieg hinzuweisen. Vor allem ältere Männer wurden hohnlachend mit Hunden um den Appellplatz gehetzt und an den Armen an den Bäumen aufgehängt… (…) Die Älteren, die nicht länger auf ihren Füßen stehen konnten, kippten nach links und rechts um, (…). „ Nichtsdestoweniger bereitete uns der eigene Körper die größte Pein. Wir hatten alle das große Bedürfnis, austreten zu müssen, und wir konnten nirgends hingehen, wir mussten in unsere Kleidung machen… (…) Die Behelfsbaracken glichen in nichts den üblichen Häftlingsunterkünften. Es gab im Innern keinerlei sanitäre Einrichtungen, keine Heizung, keine Fenster und nicht einmal Fundamente. Sie standen auf dem nackten Erdboden (…), der Fußboden war festgetretener Lehn. (…) Der Bau hatte nur eine Tür (…) Auf der rechten Seite stand ein Schlafregal, 2 Meter tief mit 4 Fächern, jedes 50 cm hoch. Im Abstand von 1.35 Meter stand ein Pfosten, dazwischen mussten vier Mann liegen, das war nur hochkant (auf der Seite liegend > Red.) möglich, Stroh und Decken gab es nicht. Nach einem Gang von einem Meter gab es das nächste Regal von 4 Metern Tiefe, wo die Menschen von beiden Seiten untergebracht waren). (…) Drei Tage und drei Nächte dauerte dieser Zustrom. Ich habe im Weltkrieg auf manchem Hilfsplatz schon vieles erlebt, aber hier, mitten im Frieden, unter einem Kulturvolk des 20. Jahrhunderts, war der Boden getränkt mit Blut und Eiter. Neben Verwundeten lagen bereits Tote; es roch nach Kot, Schweiß und Urin… (…) Höhepunkt der Einlieferungen war der 12. November 1938: 4674 Juden (unter ihnen auch die Familienväter aus dem Raum Friedberg > Red.) wurden bis Mitternacht in das Lager gebracht. (…) Beim Morgenappell betrug die Gesamtzahl der eingelieferten Juden (in den fünf Baracken! > Red.) 8800. Durchschnittliche Barackenbelegung in der Sonderzone: 1800 Männer… (…) Neben den engen und teilweise provisorischen Unterkünften (kein Fußboden, sondern bloße Erde! > Red.) prägte der permanente Wassermangel 1938 die Bedingungen in Buchenwald. Da sich die Rohrleitungen und Pumpstation noch im Bau befanden, ließ die SS das Wasser, das nur gekocht genießbar war, durch eine Behelfsleitung auf den Ettersberg pumpen und setzte Wasserwagen ein… Auszüge aus einem Bericht über die „Judenbaracken im KZ Buchenwald“ (aus „Jüdisches Landleben“, von Monica Kingreen, Cocon Verlag) (…) Links vom Tor waren fünf Baracken 1a bis 5a. 2000 Menschen wurden in jeder Baracke untergebracht. Durch Löcher und Spalten fegte der eisige Wind. Strohsäcke und Decken gab es nicht. Abortanlagen und Waschräume waren nicht vorhanden. Nach einigen Tagen wurden zwei Latrinen gebaut. Diese reichten nicht. Entsetzliche Zustände traten ein, als die gesamten Insassen infolge des Genusses von kaltem Walfischgulasch Durchfall bekamen. (…) Körperschwache stürzten beim Austreten in die Latrine und ertranken. Herbert Rothschild aus Heldenbergen, der als 18-jähriger in das KZ Buchenwald kam, erinnert sich: (aus „Jüdisches Landleben“, von Monica Kingreen, Cocon Verlag) (…) Zu essen haben wir etwas mehr als nichts bekommen: Suppe, etwas flüssiges, keine richtige Suppe. In den Baracken haben wir auf Brettern gelegen. (…) nachts hat sich keiner getraut, zur Notdurft hinauszugehen. Von denen, die doch herausgegangen sind, ist keiner zurückgekommen. Weitere Informationen zum KZ Buchenwald >hier
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