Initiative “Stolpersteine in Karben”
Initiativen-Kalender: 2007
09. Nov. 07 Erfahrungsbericht der Initiative "Stolpersteine in Karben" bei der "Stolperstein-Initiative" in Nidderau, Hessischer Hof 04. Nov. 07 Gunter Demnig verlegt die ersten "Stolpersteine" in Karben: Heldenberger Straße 1 (Beginn 15 Uhr) Bürgermeister Roland Schulz Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz Rabbiner Andrew Steiman Verlegung von vier "Stolpersteinen" im Gedenken an die Familie Junker Verena Fingerling, Schülerin der Comenius AG (Kurt-Schumacher-Schule in Karben) Heldenberger Straße 3 Verlegung von drei "Stolpersteinen" im Gedenken an die Familie Rosenthal Sofia Redeker, Schülerin der Comenius AG (Kurt-Schumacher-Schule in Karben) neben Heldenbergerstraße 10 am Ort der ehemaligen Synagoge Viktoria Weitzel, Schülerin der Comenius AG (Kurt-Schumacher-Schule in Karben) Rabbiner Andrew Steiman Wilhelmstraße 16 Verlegung von vier "Stolpersteinen" im Gedenken an die Familie Hirsch Anna Bornefeld, Schülerin der Comenius AG (Kurt-Schumacher-Schule in Karben) Parkstraße 1 Verlegung von drei "Stolpersteinen" im Gedenken an die Schwestern Grünebaum Nadine Menzl, Schülerin der Comenius AG (Kurt-Schumacher-Schule in Karben) Bericht der “Karbener Zeitung” am 8.11.2007 Stadt gedenkt ihrer Juden Foto: Susanne Krejcik Karben. „Nachbarn, mit denen man über Generationen zusammen gelebt hatte, waren plötzlich nicht mehr da und kamen nicht wieder.“ Karbens Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) steht mit hundert anderen am Sonntagnachmittag auf dem Platz an der Heldenberger Straße 1 in Groß-Karben. Dort verlegt Künstler Gunter Demnig aus Köln die ersten von 14 Stolpersteinen, mit denen Karben an seine jüdischen Bürger erinnert, die hier vor dem nationalsozialistischen Regime lebten und bis auf wenige Ausnahmen alle in Konzentrationslagern ermordet wurden. Mit den ersten Stolpersteinen wird an das Schicksal der Familien Junker, Rosenthal, Hirsch und Grünebaum aus Groß-Karben erinnert. Die Recherche und Zusammenstellung der Daten als Vorarbeit für die Verlegung hat die Initiative Stolpersteine geleistet. „Aktiv und sichtbar tun wir etwas gegen das Vergessen. Die verlegten Steine sind als Botschaft der Erinnerung das Fundament für die folgenden Generationen in Karben“, sagt Bürgermeister Roland Schulz (SPD). Unter den Besucher sind Politiker, Vertreter von Vereinen, Institutionen und viele Bürger. Vor allem das Interesse von Jugendlichen freue ihn besonders, sagt Demnig. Karben ist die 280. Kommune, in der er seine Stolpersteine verlegt. Für sein Projekt wurde Demnig schon 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Außer in Deutschland habe er in Österreich und Ungarn Stolpersteine verlegt. In Kürze sollten weitere in Holland folgen. Die Idee breite sich langsam in Europa aus. Demnig dankt den Karbener Initiatoren und den Paten, deren gemeinsames Engagement die Säulen für das Projekt bildeten. Dann beginnt er mit der Verlegung der zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader mit Messing-Oberfläche ins Pflaster des Bürgersteiges. Die feierliche Zeremonie beginnt in der Heldenberger Straße 1 und 3 zur Erinnerung an die Schicksale der Familien Junker und Rosenthal. Manfred Rosenthal, genannt „Fredi“, wanderte als 18-Jähriger am 17. August 1938 nach New York aus. Seine Eltern Moritz und Rosa Rosenthal wurden am 27. September 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo der Vater starb. Mutter Rosa überlebte und zog nach 1945 zu ihrem Sohn in die USA, berichtet Sofia Redeker. Sie, Anna Bornefeld, Verena Fingerling, Nadine Menzl und Viktoria Weitzel, alle Schülerinnen der Kurt-Schumacher-Schule, berichteten vor den jeweiligen Häusern über die Schicksale der Familien. Sie finde es wichtig, dass sich „so etwas Schlimmes nicht wiederholen darf“, erklärt Verena Fingerling ihre Motivation. Zudem passe das Engagement gut in das Comenius-Projekt, in dem die Schülerinnen an der Schule unter Leitung von Lehrer Herbert Debus mitmachen und bei dem Völkerverständigung und die Arbeit für den Frieden eine wichtige Rolle spielten. Die Initiative Stolpersteine stellte ihnen die Informationen zu den Familien und ihren Schicksalen zur Verfügung. Die kurzen Vorträge arbeiteten die Schülerinnen in wenigen Tagen selbst aus. Von den Geräuschen vorbeifahrender Fahrzeuge abgesehen herrscht Stille, als sie die Schicksale vortragen, während Demnig die Stolpersteine im Boden verankert. Anschließend gedenkt Rabbiner Andrew Steimann aus Frankfurt mit Gebeten an die Seelen der Toten. „Mögen sie Ruhe finden im Garten Eden.“ Dann werden zum Gedenken an Familie Hirsch Stolpersteine vor dem Haus Wilhelmstraße 16 und an die Schwestern Grünebaum vor dem Haus in der Parkstraße 1 ins Pflaster eingelassen. 01. Nov. 07 Guiseppe Reale und Reik Wenig vom Bauhof der Stadt Karben bereiten mit "Stolperstein-Attrappen" die Verlegung am 4.11.07 vor. 30. Okt. 07 Die Schülerinnen der Comenius-AG der Kurt-Schumacher-Schule Verena Fingerling, Sofia Redeker, Viktoria Weitzel, Anna Bornefeld und Nadine Menzl sagen zu, am 4.11.07 am jeweiligen Ort der Verlegung von Stolpersteinen auf das Schicksal der Bürgerinnen und Bürger einzugehen, die dort einmal gewohnt haben... 25. Okt. 07 Gespräch mit Herrn Debus, Kurt-Schumacher-Schule (Leiter der Comenius-AG) zum Thema "Projekt Stolpersteine in Karben und Schule" 23. Okt. 07 Veranstaltung im Gemeindehaus von “St. Bonifatius” mit Irmgard Heydorn. Im Anschluss präsentiert der Karbener Geschichtsverein die Streiflichter Sonderausgabe: “Geschichte und Schicksale der Groß-Karbener Juden” von Helmut Heide 08. Sept. 07 Eingang einer Mail mit antisemitischem Inhalt von Lutz Huth, Geschäftsführender Gesellschafter der Lutz Huth GmbH (Uhren, Schmuck, Antiquitäten), Kröpckepassage 1, 30159 Hannover. 13. Aug. 07 "Ortstermin" mit Herrn Karl Krieg zur Rekonstruktion der Bebauung an der Heldenberger Straße 1 und 3 zur Zeit der 1930er Jahre (wg. Verlegung der Stolpersteine für die Familien Junker und Rosenthal). Ergebnis siehe (Juden in Groß-Karben unter Heldenberger Straße 1) 03. Aug. 07 Gespräch und Rundgang in Burg-Gräfenrode mit Frau Edith Schricker, Mitautorin der Chronik: "Es klingt aus alten Tagen..." 28. Juli 07 Recherchen-Gespräch (telefonisch) mit Frau Inge Braun, New York (Witwe von Edgar Braun, Burg Gräfenröder Straße 20). Unterrichtung über Arbeit der Initiative "stolpersteine-in-karben.de". 14. Juli 07 Gespräch mit Familie Schneider in Rendel (Zeitzeugen) 27. Juni 07 Informationsveranstaltung im Ev. Gemeindehaus in Groß-Karben mit Frau Trude Simonsohn Vortrag: "Mein Leben in Theresienstadt" “Wetterauer Zeitung” am 29.7.07 31. Mai 07 Die Stadt Karben (Frau Schubert) teilt mit, dass sich zwei Hausbesitzer in Bezug auf Verlegung eines Gedenksteins für ermordete jüdische Hausbewohner im Bürgersteig vor ihrem Haus ablehnend geäußert haben. 30. Mai 07 "Besuch" im Archiv der Stadt Karben: Zusammen mit Frau Holz und Herrn Gnadl erste Dokumente zu Schiksalen von Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens gefunden, die im Ortsteil Okarben wohnten. 09. April 07 Recherchen-Gespräch (telefonisch) mit Ruth Rottenberg, geb. Junker, in Avigdor bei Tel Aviv (1939 gerettet mit Kindertransport in die Schweiz). 04. April 07 Antwort auf Anfrage vom 2.4.07 an das Thüringische Staatsarchiv in Weimar: Nach der Pogromnacht in Groß-Karben wurden die jüdischen Familienväter Wilhelm Löwenberg und Ludwig Schott (beide: Burg-Gräfenrode) vom 12. 11. 1938 bis 15. Dezember 1938 bzw. bis 6. Februar 1939 in das KZ Buchenwald interniert. 02. April 07 Antwort auf Anfrage vom 30.3.07 an das Thüringische Staatsarchiv in Weimar: Nach der Pogromnacht in Groß-Karben wurden Josef Junker (Heldenberger Str. 1), Adolf Hirsch (Wilhelmstr. 16), und Moritz Rosenthal (Heldenberger Str. 3) für etwa 4 Wochen (vom 12.11.38 bis 14. bzw. bis 15.11.38) in das KZ Buchenwald interniert. 27. März 07 Gespräch mit den Klassen 9ag und 9bg der Kurt-Schumacher-Schule-Karben (KSSk) im Rahmen des Religionsunterrichtes mit Herrn Pfarrer Dautenheimer, Okarben. 16. März 07 Einstimmige Beschlussfassung in der Stadtverordnetenversammlung: "Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Karben stimmt der Verlegung von Stolpersteinen (in den Bürgersteig eingelassene Gedenksteine an politisch, rassisch und religiös Verfolgte der NS-Zeit) im öffentlichen Raum der Stadt Karben grundsätzlich zu." 09. März 07 Gespräch mit Gunter Demnig in Giessen: Auf der Grundlage von Fotos werden die Verlegeorte und -arten (Reihe bzw, vier Steine im Quadrat) besprochen und die Inschriften abgestimmt. 06. März 07 Gespräch mit Gunter Demnig in Bad Vilbel, Alte Mühle: Gunter Demnig sagt grundsätzlich zu, in der ersten Hälfte des Monats November 07 in Karben Stolpersteine zu verlegen. 26. Feb. 07 Nach Auskunft der Stadt Karben soll am 16. März 2007 in der Stadtverordnetenversammlung über die "Genehmigung der Verlegung von Stolpersteinen im öffentlichen Raum" beraten und abgestimmt werden (Bürgerzentrum 20 Uhr). 15. Feb. 07 "Gründungsversammlung" im Evangelischen Gemeindezentrum in Klein-Karben Bericht der “Karbener Zeitung” am 21.2.2007 von Susanne Krejcik: Sie wollen Stolpersteine – Initiative zum Gedenken an ehemaligen jüdischen Mitbürgern stößt auf reges Interesse Karben. „Wissen Sie, wir lebten hier im Dorf alle normal und friedlich miteinander. Dann dieser Überfall.“ Die Rede ist von der Reichspogromnacht 1938, in der „nicht nur die gesamte Einrichtung von Max Grünebaum in Rendel zerschlagen, sondern dieser auch noch blutig geschlagen wurde“. Das habe ihm ein Zeitzeuge vor wenigen Tagen erzählt, berichtet Hartmut Polzer. Er und Irma Mattner stellten ihre kürzlich ins Leben gerufene Initiative „Stolpersteine in Karben“ (wir berichteten) einer breiten Öffentlichkeit vor. Unter den etwa 30 Interessierten im evangelischen Gemeindezentrum in Klein- Karben waren Vertreter von Fraktionen, Ortsbeiräten, Vereinen und Institutionen wie Geschichtsverein, Gewerkschaft, Deutsch- Ausländischer-Freundschaftskreis sowie Kurt-Schumacher-Schule. Oberstes Ziel der Initiative sei es, Informationen über das Schicksal jüdischer Bürger Karbens zusammenzutragen, so Polzer. Durch die anschließende Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig soll an die Menschen erinnert werden. Inspiriert wurden Polzer und Mattner durch die Stolperstein-Aktion von Demnig in Bad Vilbel im Oktober vergangenen Jahr. „Mittlerweile wurden in 200 Städten Stolpersteine verlegt. Das schaffen wir auch“, sagte Polzer. Gunter Demnig verlegt die Gedenksteine aus Messing in der Größe von zehn mal zehn Zentimetern im Trottoir vor jenen Häusern, die den jüdischen Menschen vor der Vertreibung durch die Nationalsozialisten als letzte Wohnstätte dienten. Für dieses Engagement wurde er schon mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Um 1900 herum waren von den etwa 1400 Einwohnern in Groß-Karben ungefähr 100 jüdischen Glaubens. In Groß-Karben und Staden habe es die größten jüdischen Gemeinden der Region gegeben, auch in Klein-Karben, Okarben, Petterweil und Burg- Gräfenrode lebten Juden. Die Dokumentation „Groß-Karben und seine Juden“ von Helmut Weigand, Ex-Mitglied des Geschichtsvereins, dient den Initiatoren als Grundlage ihrer Recherchen. Zudem haben sie Kontakt zur Wissenschaftlerin Monica Kingreen geknüpft, die am Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt über jüdisches Leben in der Wetterau forscht. Im Internet sind die bisherigen Ergebnisse der Recherchen unter www.stolpersteine-in-karben.de nachzulesen. Er begrüße die Initiative außerordentlich und sichere ihr Unterstützung zu, sagte Bürgermeister Roland Schulz. Angesichts gestiegenen Rechtsextremismus’ in der Wetterau müsse es neben dem Erinnern auch darum gehen zu mahnen, sagte Ingeborg Rippen. Bislang besteht die Initiative aus Polzer und Mattner. Das in Karben lebende Paar versteht sein Engagement als Anstoß, möchte mehr Mitstreiter gewinnen. Spontan sagten mehrere Vereinsvertreter und Privatpersonen zu, Patenschaften für Stolpersteine zu übernehmen. Ein Stein kostet 95 Euro.
Jahr 2007
Zur Transparenz der Abläufe innerhalb der Initiative sind hier in zeitlicher Folge die einzelnen Aktivitäten aufgelistet für das
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21. Nov. 06 “www.stolpersteine-in-karben.de” wird im Internet eingerichtet. 20. Nov. 06 Gespräch mit Bürgermeister Roland Schulz: Er wird die Initiative unterstützen. 06. Nov. 06 Telefonat mit Uta Franke, Koordinatorin für Gunter Demnig.
Jahr 2006