Initiative “Stolpersteine in Karben”
Initiativen-Kalender: 2010
09. Nov. 2010 Auch in diesem Jahr findet eine Stunde des Gedenkens an den Pogrom 1938 in der "Emma und Henry Budge Stiftung" in Frankfurt-Seckbach statt, an der auch Mitglieder der "Initiative Stolpersteine in Karben" teilnehmen. der Gedenkfeier sprechen Rabbiner Andrew Steiman und Monica Kingreen, Fritz Bauer Institut Frankfurt. 30. Okt. 2010 Russel David Chandler aus Colorado (USA) besucht Karben auf "Spurensuche" nach Vorfahren. Hilda Kahn, Schwester des Gastwirts und Schuhmachers Karl Kahn in der Burg-Gräfenröder-Straße 20, ist seine Urgroßmutter. Sie heiratete (in den USA!) Ferdinand Simon aus Rendel. Das Foto links oben zeigt ihn beim Besuch der Jüdischen Friedhofes in Groß-Karben am Grab seiner Ururgroßeltern Isaak und Jeanette Kahn, die 1907 gestorben sind. Zusammen mit der „Initiative Stolpersteine in Karben“ besucht er auch in Frankfurt den Ort der ehemaligen Synagoge am Börneplatz und den dortigen Jüdischen Friedhof, in deren Mauer die Namen aller Deportierten aus Frankfurt zu lesen sind (Foto rechts unten) Übrigens: Ein Jahr später, im Juli 2011, kam er - dieses Mal mit seiner Frau und den beiden Töchtern - erneut nach Karben. 13. Okt. 2010 Verlegung von weiteren neun "Stolpersteinen" in Groß-Karben (Beginn 14.30 Uhr) Bahnhofstraße 51 Begrüßung Guido Rahn, Bürgermeister Ingrid Lenz, Stadtverordnetenvorsteherin Andrew Steiman, Rabbiner der Budge-Stiftung Frankfurt Während Gunter Demnig drei Steine verlegt, stellt Pfarrer Sven Hebisch, einer der Paten der Stolpersteine, das Schicksal der Familie Grünebaum dar. Hier wohnte der Kaufmann Heinrich Grünebaum (* 5.11.1899 in Rendel) und seine Ehefrau Rosa (* 5.2.1899 in Frankfurt) zusammen mit Sohn Berthold (*26.7.1931 in Groß-Karben). Alle drei flohen am 25.2.1935 nach Frankfurt in die Mainstraße 23 in der Hoffnung, im Schutz der Großstadt und der Jüdischen Gemeinde überleben zu können. Hier in Frankfurt kam auch die Tochter Alice (*27.4.1938) auf die Welt. Nach dem November-Pogrom 1938 wurde der Familienvater für etwa vier Wochen in das KZ Buchenwald verschleppt. Am 15. April 1939 floh die Familie dann nach Hamburg (Hotel Posthorn) und dann weiter nach Belgien. Dort lebten sie in Brüssel und wurden am 21.01.1943 verhaftet und am 19.4.1943 von Mechelen (Belgien) mit Transport XX nach Auschwitz deportiert. Dieser Transport wurde von drei jungen Widerstandskämpfern gestoppt und von den insgesamt 1.631 Deportierten konnten 205 Menschen fliehen. 26 wurden von den Bewachern auf der Flucht erschossen. Rosa Grünebaum wurde mit den beiden Kindern sofort nach Ankunft in Auschwitz ermordet. Heinrich Grünebaum starb vermutl. beim Überfall auf den Transport. Abschließend betet Rabbiner Steiman das "Kaddisch". Zum Vergrößern: Vorschaubild anklicken Bahnhofstraße 31 Während Gunter Demnig zwei Steine verlegt, stellen Paten der Stolpersteine, das Schicksal von Isidor Kahn und Bella Vogt dar. Für Isidor Kahn: Herbert Schuch, für Bella Vogt: Manfred Mattner. Hier wohnte Isidor Kahn (*6.12.1861 in Groß-Karben), der einen kleinen Spengler-Betrieb von seinem Vater übernommen hatte. Am 15. 9.1942 wurde er im Alter von 81 Jahren zusammen mit vielen weiteren Juden aus Karben und Rendel mit einem LKW zu Hause abgeholt und in die Augustiner-schule in Friedberg und einige Tage später mit der Bahn in das Sammellager in Darmstadt gebracht. Zusammen mit dem Ehepaar Rosenthal aus der Heldenberger Straße, Ehepaar Hirsch aus der Wilhelmstraße, Franziska Strauß aus der Wächtergasse und Lea Weinberg aus Rendel wurde er am 29. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, wo er einen Monat später starb. Hier wohnte die Nichte von Isidor Kahn Bella Vogt (*29.5.1893). Sie heiratete den nichtjüdischen Reichsbahnbeamten Karl Gottlieb Vogt. Dieser wurde von den Nationalsozialisten mehrfach bedrängt, sich scheiden zu lassen. Weil er jedoch immer ablehnte, wurde er bei der Reichsbahn beruflich abgestuft. Bella blieb zunächst - wegen ihres christlichen Ehemannes - von Repressalien verschont. Jedoch noch drei Monate vor Kriegsende, am 14. Februar 1945, wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Drei Monate später, am 10. Mai 1945, wurden die Verschleppten in Theresienstadt von der Roten Armee befreit. Bella Vogt kehrte zu ihrem Mann nach Groß Karben zurück. Sie starb 1977 hier in Groß- Karben. Abschließend betet Rabbiner Steiman das "Kaddisch". Bahnhofstraße 34 Während Gunter Demnig drei Steine verlegt, stellt Detlev Engel (Patenschaft der SPD-Senioren 60plus) das Schicksal der Familie Junker und Schwiegermutter Betty Grünebaum dar. Hier wohnte der Kaufmann und Viehhändler Hugo Junker (*9.4.1894) zusammen mit seiner Frau Rosa (*31.1.1884 in Rendel) und seiner Schwiegermutter Betty Grünebaum (* 9.5.1868 in Espa). Hugo Junker war Soldat im 1. Weltkrieg, wo er verwundet wurde. 1938 entzogen ihm die Nazis die Handelserlaubnis und verschleppten ihn nach dem Novemberpogrom für vier Wochen in das KZ Buchenwald. Im Oktober 1940 floh er mit seiner Ehefrau Rosa und seiner Schwiegermutter nach Frankfurt in die Stegstraße 79. Ein Jahr später wurde er und seine Frau in das Ghetto Lodz deportiert und ermordet. Betty Grünebaum wohnte noch weiter in Frankfurt und fand Zuflucht im jüdischen Altenheim. Aber am 1. Oktober 1942 wurde sie zusammen mit weiteren 1000 älteren Menschen in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Monate später starb. Abschließend betet Rabbiner Steiman das "Kaddisch". Heldenbergerstraße 10 (am Gedenkstein: Zerstörung der Synagoge am 10. 11.1938) Gedenkworte, anschließend spielt Henrike Heuer, Schülerin der Kurt-Schumacher-Schule- Karben, auf ihrer Klarinette: "Osse Shalom". Der Text dieses Liedes beinhaltet die letzten Zeilen des "Kaddisch". Es ist die Bitte um Frieden in der Welt und drückt die Zuversicht aus, dass Gott die zwiespältigen und widerstrebenden Verhältnisse auf Erden einigen werde. Wächtergasse 6 Während Gunter Demnig einen Stein verlegt, stellt Gerrit Rippen (Patenschaft Bündnis90 / Die Grünen) das Schicksal von Franziska Strauß dar. Hier wohnte Franziska Strauß (*19.8.1888 in Groß-Karben). Sie war die Tochter von Daniel und Bertha Strauß, die in sehr ärmlichen Verhältnissen lebten. Das damalige sehr kleine Häuschen steht nicht mehr, auch gibt es heute keine Hausnummer 6 mehr. Franziska Strauß reinigte die Räume in der Synagoge und lebte von der Unterstützung durch die Jüdische Gemeinde in Groß-Karben. Sie wurde am 15.9.1942 hier von zu Hause abgeholt, dann nach Friedberg in die Augustinerschule und einige Tage später in das Sammellager in Darmstadt gebracht. Am 30. September wurde sie zusammen mit den beiden Kindern der Familie Hirsch aus der Wilhelmstraße in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet. Abschließend betet Rabbiner Steiman das "Kaddisch" Bericht der “Wetterauer Zeitung” am 14.10.10 "Die Stolpersteine schreien die Fragen geradezu heraus" Rabbiner Andrew Steimann bei der Gedenkveranstaltung für einige ermordete Groß-Karbener Juden - Bürgermeister: Ein Zeichen des Erinnerns Karben (pe). Die Verlegung von Stolpersteinen, die an verschleppte und ermordete Juden erinnern sollen, geht weiter. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der die Idee zu dieser Art Gedenken hatte, brachte gestern im Stadtteil Groß-Karben neun weitere Steine in die Erde: acht in der Bahnhofstraße und einen in der Wächtergasse. Damit gibt es nun insgesamt zwölf Stolpersteine in diesem Stadtteil, in der gesamten Stadt sind es 48. Begleitet wurde die Aktion von Rabbiner Andrew Steiman, der eine kurze Rede hielt und Gebete sprach, sowie Kurt-Schumacher-Schülerin Henrike Heuer, die auf der Klarinette "Osse Shalom" spielte. Der Text des Liedes beinhaltet die letzten Zeilen des "Kaddisch" und bittet um Frieden in der Welt. An der Veranstaltung nahmen auch Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz, Bürgermeister Guido Rahn, Ehrenbürgermeister Detlev Engel sowie Vertreter der im Stadtparlament vertretenen Parteien teil. Bürgermeister Rahn sagte eingangs, vor 77 Jahren hätten die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, "aber nicht nur im fernen Berlin". Die Taten des menschenverachtenden Regimes hätten Auswirkungen bis nach Karben gehabt. Mit der Gedenksteinverlegung setze man ein Zeichen des Erinnerns. Und sie sei Mahnung, nicht weg zuschauen, wenn Unrecht geschehe. Stadtverordnetenvorsteherin Lenz sagte, mit dieser Stolpersteinverlegung solle symbolisiert werden, dass ein Mensch erst dann vergessen sei, wenn sein Name vergessen sei. Die Zeugen der schrecklichen Jahre des Dritten Reiches würden immer weniger, aber es gebe noch einige Bürger in der Stadt, die sich an Nachbarn erinnern, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. "In ihnen wird durch das Anbringen der Stolpersteine die Erinnerung an die damaligen Hausbewohner wach." Lenz betonte, die Demokratie brauche Menschen, die für sie eintreten. "Und demokratisches Bewusstsein zeigt sich nicht zuletzt daran, wie wir mit Minderheiten umgehen und wie wir Menschen begegnen, die einen anderen Glauben oder eine andere Kultur als wir selber haben." Rabbiner Steiman betonte, die Stolpersteine seien keine abstrakte Geschichte, sondern geben Auskunft über das Schicksal der Menschen. So erinnerte er vor dem Haus in der Bahnhofstraße 51 an den Sohn der Grünebaums, der sieben Jahre gewesen sei, als die Reichskristallnacht war, und er sei zwölf Jahre alt gewesen, als er ermordet wurde. "Da kann man viele Fragen nach dem Warum stellen, aber auch alle Stolpersteine stellen Fragen, ja, sie schreien sie geradezu. Aber alle Fragen können wir heute nicht beantworten." Steimann erinnerte daran, dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen sei."Das war keine fremde Rasse." Es gebe Nachweise jüdischen Lebens, als es noch gar keine Christen gegeben habe. "Und die Juden waren immer Deutsche, und doch wurden sie als Fremde ausgegrenzt. " Mit der Stolpersteinverlegung gebe man den Opfern ein Stück ihrer Würde zurück, begrüßte der Rabbiner die wiederholte Aktion. Während Demnig vor dem Haus in der Bahnhofstraße 51 drei Gedenksteine verlegte, die an die Familie Grünebaum erinnern, berichtete der Groß-Karbener Pfarrer Sven Hebisch über dasSchicksal der Familie. Weitere drei Steine ließ Demnig in der Bahnhofstraße 34 in die Erde. Sie sollen an den Kaufmann und Viehhändler Hugo Junker, seine Frau Rosa und Schwiegermutter Betty Grünebaum erinnern. Altbürgermeister Engel berichtete über das tragische Schicksal der Familie Junker und Schwiegermutter Grünebaum. Die Steine sieben und acht wurden gestern in der Bahnhofstraße 31 verlegt. Dort wohnten Isidor Kahn und seine Nichte Bella Vogt. Deren Leidensweg beschrieben Herbert Schuch und Margit Mattner. Der letzte Stolperstein wurde in der Wächtergasse 6 verlegt,wo Franziska Strauß wohnte. Die Tochter von Daniel und Bertha Strauß lebte in sehr ärmlichen Verhältnissen. Das damalige, sehr kleine Häuschen steht heute nicht mehr, auch gibt es heute keine Hausnummer 6 mehr. Während der Kölner Künstler hier einen Gedenkstein versenkte, stellte Gerrit Rippen,Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtparlament, das Schicksal von Strauß dar. Nähere Informationen über die Groß-Karbener Juden, an die gestern erinnert wurde, haben Hartmut Polzer und Irma Mattner zusammengetragen. Sie sind im Internet unter der Adresse http://hartmutpolzer-archiv.de/1 abrufbar. Weitere Pressemeldungen >hier Mehr Informationen (Stolpersteine in Karben - WO?) >hier Patenschaften >hier 03.10.2010 Die Eigenproduktion "Klärchen - Flucht in eine fremde Welt wird zum zweiten Male im "CinePark" gezeigt, da bei der Erstaufführung bereits eine viertel Stunde vor Beginn alle 177 Plätze besetzt waren und etwa 50 Interessierte wieder nach Hause gehen mussten. Auch heute waren wieder alle Plätze belegt! 23. Sept 2010 "Klärchen - Flucht in eine fremde Welt" wird im "CinePark" gezeigt. (Im Oktober 2009 besuchte die Initiative „Stolpersteine-in-Karben“ Clare und Arnold Zweig in Hollywood in Florida und verfilmte ihre Lebensgeschichte. Zusammen mit weiteren Interviews von Zeitzeugen, Weggefährten und Historikern ist eine Dokumentation über die Zeit vor und während des Nationalsozialismus in Karben entstanden, die auch das weitgehend unbekannte Thema der rettenden Kindertransporte beleuchtet) 04. Sept 2010 Das Büro Gunter Demnig teilt mit, dass am 13. Oktober 2010 weitere "Stolpersteine" in Groß-Karben eingelassen werden. Die Verlegung beginnt um 14.30 Uhr in der Bahnhofstraße Nr. 51. 23. Aug 2010 Pressekonferenz mit "Frankfurter Neue Presse", Wetterauer Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" zum Film "Klärchen - Flucht in eine fremde Welt" im Karbener Bürgerzentrum. Der Film soll am 23. September um 18.30 Uhr im Karbener Kino "CinePark" gezeigt werden. 04. Aug 2010 Das Büro Demnig teilt mit, dass die Verlegung von insgesamt neun Stolpersteinen in Groß-Karben am 13. Oktober 2010 am Nachmittag gegen/nach 15 Uhr stattfinden wird. 14. Juli 2010 Mit Herrn Hoffmann vom Karbener Kino "CinePark" wird vereinbart, den Film "Klärchen - Flucht in eine fremde Welt" am 23. September 2010 um 18.30 Uhr zu zeigen. 05.06.2010 Spurensuche im Zusammenhang der Stolpersteine: Die Initiative "Stolpersteine-in-Karben" informiert im Rahmen einer Bildungsfahrt der Karbener Sozialdemokraten zur Gedenkstätte KZ Buchenwald über die Verschleppung Karbener Juden am 12. Nov. 1939. 09. Mai 2010 Frau Clare Zweig teilt mit, dass sie im Mai 2010 nicht nach Karben kommen kann, da ihr Mann Arnold schwer erkrankt ist. Der Filmabend "Klärchen - Flucht in eine fremde Welt", geplant am 26. Mai 2010, wird verschoben. 19. April 2010 Nach Mitteilung des Büros Demnig ist eine weitere Verlegung von Stolpersteinen in Karben am Mittwoch, 13. Oktober 2010 vorgesehen. 20. März 2010 Frau Clare Zweig (Klärchen Kirschberg aus Burg-Gräfenrode) teilt mit, dass sie Mitte Mai nach Karben kommt und an der Premiere des Films "Klärchen - Flucht in eine fremde Welt" am 26. Mai um 19 Uhr teilnehmen wird. 18. März 2010 Trialog der Religionen - Juden, Christen, Muslime im ev. Gemeindehaus in Groß-Karben (Eine Veranstaltung des Gesprächskreises Prävention der Stadt Karben mit Beteiligung der Initiative "Stolpersteine in Karben")
Jahr 2010
Zur Transparenz der Abläufe innerhalb der Initiative sind hier in zeitlicher Folge die einzelnen Aktivitäten aufgelistet für das